Montag, 8. Februar 2016

Geographie - das ist doch irgendwas mit Steinen?


Wer von euch kam nicht schon einmal in den Genuss oder Verdruss einer Erklärungsnot aufgrund unwissender und perspektivisch höchst eingeschränkter Mitmenschen, die der Meinung waren, dass man sich im Geographieunterricht vor allem mit "Wetter und so" oder mit "Steinen und Boden - voll langweilige ey" beschäftigt?

An alle Mitbürger und Mitdenker da draußen: 
Geographie ist nicht das Unterrichtsfach, bei welchem man stundenlang große Landkarten aufrollt, am Herabfallen hindert und mittels eigens gebastelter Zeigestäbe die Topographie des gesamten Globus' abklopft. Man beurteilt die Schüler bestmöglich nicht danach, wie sie die Dreifelder-Wirtschaft in ihrem Heft (kariert!) gezeichnet und mit Bleistift (!) beschriftet haben und auch nicht danach, wer beim Wettbewerb die meisten Städtenamen der Orte mit der geringsten Sterberate auflisten kann (in alphabethischer Reihenfolge und am besten bilingual). Ebenso geht es auch nicht darum, Stunde für Stunde damit zu verbringen, den Kindern zu vermitteln, wie sie Thermoisoplethendiagramme korrekt lesen, nur um zu erkennen wann die Sonne wo im Zenit steht. Es sollte nicht so sein. 

Was aber, wenn wir beim Geographieunterricht vor allem an unsere eigene Schulzeit zurückdenken? Ist ein Nebenfach nicht geradezu dafür prädestiniert gewesen einfach nur von Schulbuchseite zu Schulbuchseite unterrichtet zu werden? War die Wandkarte für den Lehrer die nicht viel einfachere Lösung? War auswendig lernen von Städten, Flüssen und Ländern nicht so schön simpel abzufragen? Wenn ja - dann sollten all diejenigen, die einen grausigen Geographieunterricht erlebt haben, all das über Bord werfen und die hier geschrieben Worte schnellstmöglich aufsaugen und innerlich zirkulieren lassen. Ebbe und Flut. 

Wer oder was ist sie also, die Geographie? 

Ja, Steine, die Sonne und Regentropfen nehmen durchaus ihren Part ein. Vielmehr geht es aber darum, all diese physiogeographischen Faktoren in Bezug zu uns zu setzen: zum Menschen oder jedem Einzelnen von uns. Geographieunterricht bedeutet nämlich vielmehr Mensch-Umwelt-Beziehungen zu verstehen, zu hinterfragen, zu erklären und zu beurteilen. Dazu reicht es nicht aus die Einzelheiten gesondert voneinander zu betrachtet. Es gilt die Prozesse und Phänomene, die tagtäglich um uns herum geschehen und existieren, wahrzunehmen, zu beobachten und zu beantworten. Geographische Fragestellungen sind nicht nur global zu denken, sondern fangen beim täglichen Einkauf im Supermarkt an. Was kaufe ich? Wo kaufe ich? Woher stammen die Dinge, die ich alltäglich konsumiere? Wen oder was unterstütze ich damit? Weiß ich überhaupt, woher das ganze Zeug kommt, was ich mir einfach so vom Regal in den Einkaufswagen packe?

Geographie möchte vor allem eines: zum Denken und zum Handeln anregen und Fähigkeiten sowie Wissen vermitteln über die vielen Dinge, die es sich zu wissen lohnt. 

Geographie ist immer mittendrin - Stein nur dabei. 



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